Ich habe schon lang nichts mehr von mir hören lassen (Umzugsstress, neuer Job, viel zu tun...) ... aber nun möchte ich einen Artikel zu einen sehr aktuellem Thema mit euch teilen: Agile Coaching. Da ich nun selbst in diesem Bereich tätig bin, habe ich mal für Euch zusammen gefasst, was denn einen agile Coach ausmacht.
Agiles Arbeiten ist bei uns in Deutschland präsenter denn je! Dafür benötigen die agilen Teams meist nicht nur einen Scrum Master, sondern auch einen agilen Coach, der neben Fachwissen zu agilem Arbeiten auch Fachwissen im Bereich Organisationsentwicklung und Teamentwicklung hat. Vor allem aber große Unternehmen, die gerade versuchen den Wandel hin zu agileren Strukturen und agilen Team zu meistern, haben einen sehr hohen Bedarf an agilen Coaches. Denn insbesondere die Transformation von hierarchischen Strukturen hin zu agilen Umfeld ist sehr herrausfordernd. Agile Coaches können dabei die einzelnen Teams besonders gut unterstützen, aber auch eine allgemeine Sensibilität im Unternehmen für das Thema schaffen. Denn im Gegensatz zu Scrum Mastern agieren agile Coaches auch über die Teamgrenzen hinweg mit den jeweiligen Stakeholder und können einen wesentlichen Beitrag in einem Transformationsprozess spielen.
Häufig ist jedoch die Frage, was denn ein agiler Coach so besonderes können muss. Bis dato gibt es keine tiefgreifendere Definition eines agilen Coaches und die notwendigen Kompetenzen sind auch eher schwammig beschrieben. In diesem Artikel werde ich euch aber mein detailliertes Verständnis von einem agilen Coach erklären. Die Kompetenzen eines agile Coaches sind in drei wesentliche Säulen aufgeteilt: Mindset, Wissen und Erfahrung. Diese werde ich nun im Folgenden etwas genauer erklären.
Mindset
Besonders wichtig ist ein agiles Mindset. Das klingt primär selbstverständlich, wenn man aber mal den derzeitigen Markt von agilen Coaches scannt, dann wird schnell klar das sich hier auch das ein oder andere schwarze Schaf versteckt. Häufig findet man klassische Beratungsunternehmen, die sich jetzt auch agil ins Portfolio schreiben und hoffen etwas vom Goldesel abzubekommen.
Aber was meint Mindset ? Leider gibt es hier keine klare Übersetzung - bei Mindset handelt es sich um die Denkweise, die Einstellung, die Haltung und das damit verbundene Verhalten einer Person. Dieses Mindset sollte agil sein, d.h. es sollte den agilen Werten folgen, der Coach sollte hinter dem agilen Gedanken stehen und diesen aus tiefster Überzeugung vertreten. Aber damit nicht genug! Ein agiler Coach sollte dieses Mindset nicht nur besitzen, sondern auch vorleben und fördern. Dazu gehört auch, dass ein agiler Coach sich nur als temporärer Unterstützer und Befähiger sieht. Seine Aufgabe sollte sein sich kurz oder lang überflüssig zu machen. Das heißt, dass er das Team so gut befähigen sollte und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, dass dieses ihn in naher Zukunft nicht mehr braucht. Er sollte sich also als Enabler (Befähiger), Unterstützer, Moderator, Lebenslanger Lerner und temporäre Resource verstehen.
Erfahrung
Meiner Meinung nach steht die Erfahrung eines agile Coaches an zweiter Stelle. Ein agiler Coach hat bereits agile Teams oder Projekte angestoßen, begleitet und evtl. abgeschlossen bzw. sich überflüssig gemacht. Er kennt sich also nicht nur auf rein methodischer Ebene mit Agilität aus, sondern kann agile Teams auch unterstützen, kennt die Herausforderungen vor denen ein agiles Team steht und kann mit diesen Herausforderungen auch umgehen. Er kann Lessons Learned aus seinen Projekten heruaskristalisieren und diese seinen bisherigen oder auch neuen Teams zur Verfügung stellen. Er versteht sich u.a. als Multiplikator von Erfahrungen.
Darüber hinaus hat der agile Coach auch Erfahrung im Bereich Teamentwicklung und Organisationsentwicklung. Er weiß also wie er mit gruppendynamischen Prozessen und Konflikten im Team umgehen muss. Er kann jeden einzelnen im Team individuell befähigen, aber auch organisationale Zusammenhängen verstehen und in ihnen interagieren. Optimalerweise hat der agile Coach eine Coachingausbildung oder hat tiefergreifende Coachingkenntnisse.
Eigentlich nicht erwähnenswert, da theoretisch selbstverständlich, ist das anbieten individueller Konzepte und nicht sturres umsetzen agiler Methoden. Das heißt nicht, dass die Einhaltung der agilen Methoden nicht wichtig ist, aber das ganze drum herum sollte individuell auf das Team zugeschnitten sein, sodass es den größtmöglichen Nutzen für das Team ergibt.
Wissen
Natürlich muss ein Coach der das Oben beschriebene tut auch wissen. Mit Wissen meine ich aber eher nachweisbares. In Deutschland brauch man leider für alles ein Zertifikat, um anerkannt in seinem Bereich arbeiten zu können. Das unterstütze ich nicht ganz, denn es gibt auch zahlreiche Praktiker die alle das oben beschriebene können - aber nie ein Scrum Master Zertifikat haben (o.ä.). Deshalb steht es für mich an dritter Stelle. Erfahrungen sind viel mehr Wert als Papier.
Optimalerweise besitzt also ein agiler Coach eine Scrum Master, Product Owner, Design Thinking Facilitator oder Kanban Ausbildung, usw. Agile Coaching Ausbildungen gibt es derzeit kaum (?) in Deutschland.
Euch fehlt etwas?
Meine Seite ruft gern zum Coworking auf - falls euch wesentliche Aspekte fehlen, dann mailt mir einfach und füge sie gern hinzu :)